Eindrücke: Malta und Gozo im Sommer 2012

03.09.2012 | von Ulrich Fichtenberg

Hello,

ich hoffe, Sie haben etwas Zeit, um sich auf Malta und Gozo einstimmen zu lassen. Verglichen mit den anderen südeuropäischen Nachbarn – Italien, Spanien, oder gar Griechenland – geht es den Maltesern richtig gut: In den internationalen Statistiken nehmen sie mittlerweile – nach den US-Amerikanern – einen (unrühmlichen) zweiten Platz ein, was den durchschnittlichen Körperumfang der „Maltis“ angeht. Mit knapp drei Fahrzeugen pro Familie – in Deutschland sind es knapp ein Fahrzeug pro Familie – sind sie auch in dieser Statistik sehr weit vorne zu finden.

Malta Gozo Comino map

Woran liegt es? Vereinfachend zusammengefasst: am Tourismus! Im Juli 2012 wurde gemäß der maltesischen Zeitung „The Times of Malta“ mit fast 200.000 Touristen (bei einer ähnlich hohen Einwohnerzahl im Staat Malta!), welche 190 Millionen Euro in diesem Monat ausgaben (fast EUR 1000 pro Tourist!) ein „all-time-record“ erreicht. Malta ist im Mittelmeer DAS Zentrum für Sprachschulen: in 48 Schulen können sowohl jugendliche als auch erwachsene Schüler ihre Englisch-Kenntnisse erwerben bzw. verbessern. Kulturell interessierte Touristen finden auf der Hauptinsel Malta kulturelle Sehenswürdigkeiten allerersten Ranges, wie z.B. das Hypogäum, eine der ältesten steinzeitlichen Wohnhöhlen, – oder natürlich die Hauptstadt Valletta, siehe unten im Text! Die wesentlich kleineren Inseln Gozo und Comino werden vor allem durch viele Sehenswürdigkeiten landschaftlicher Art geprägt, wie z.B. die türkis-blaue Lagune bei Comino.
Hinzu kommt noch ein fantastisches Klima mit Sonne und Wärme von Anfang März bis Weihnachten, ein sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis – und schon kommen die Touristen in Scharen!Gozo

Leider führt dies im Sommer vor allem auf der schon überbevölkerten Hauptinsel Malta zu einem so großen Menschenaufkommen, dass ich von einem Besuch der maltesischen Inseln von Ende Juni bis Anfang September abraten möchte. Zudem kann es im Sommer mit 35-40 Grad Celsius sehr heiß werden, was einem Besichtigungsprogramm sehr abträglich ist! März und April, wenn die Inseln in Blüte stehen, oder Oktober bis Mitte November, wenn das Meer noch schön warm zum Schwimmen ist, wären meine Favoriten für einen Besuch der Inseln. Ein interessanter Link geht zu www.visitmalta.com! Übrigens, seit einigen Jahren ist der Euro die Währung auf Malta.

Nun möchte ich eine Woche Urlaub auf der Insel Gozo schildern, eine meiner Lieblingsdestinationen weltweit.

Am geschicktesten bucht man neben der Unterkunft auf Gozo gleich noch den Mietwagen ab und bis Flughafen. Unterkunft und Mietwagen sollte man im Reisebüro buchen, denn die Preise im Reisebüro sind wesentlicher günstiger als bei einer individuellen Buchung vor Ort.

Los geht’s:

Blue Lagoon, CominoNach Ankunft im Flughafen „Luqa“, der Gepäckabholung und dem Zoll würde ich zuerst die Mietwagenfirma aufsuchen. Bitte lassen Sie sich dort eine aktuelle Straßenkarte mitgeben. Den Wagen inspizieren Sie bitte genau, und die Beulen und Schrammen, die Sie dort eventuell vorfinden, lassen Sie sich bitte von der Mietwagenfirma im Vertrag notieren. Sonst gibt es Probleme bei der Rückgabe, die sind dort recht pingelig. Es herrscht Linksverkehr auf Malta! Bitte fahren Sie sehr defensiv. Die Malteser fahren, ungleich der Gozitaner, wie die Henker! Die Hauptfahrstrecke nach Gozo geht über St. Pauls Bay, via Hamrun, Gzira, St.Julians, Buggibba. Alternativ kann ab Gzira via Naxxar nach Bugibba und St.Pauls Bay gefahren werden. Dann haben sie den stressigsten Wegabschnitt geschafft. Weiter geht es gemütlich über Land nach Mellieha, Cirkewwa zur Gozo-Fähre. Dann geht es mit dem Schiff vorbei an Comino mit der sehenswerten blauen Lagune (Ausflug vom Gozo Hafen Mgarr aus) zu eben diesem Mgarr. Dort ist eine hilfreiche Touristinfo direkt am Hafen, häufig jedoch geschlossen. Die Gozitaner arbeiten sich nicht tot!! Weiter geht es rechts die Straße hinauf Richtung Victoria. Rechts befindet sich die Glen Eagles Bar mit tollem Balkon über den Hafen. Weiter geht es über Xewkija („Chefkija“ ausgesprochen) mit einer sehenswerten Kuppelkirche nach Victoria, der Hauptstadt Gozos mit einer mächtigen Zitadelle mit Blick über die Insel, zwei konkurrienden Opernhäuser auf der Haupstraße (wenn Vorstellungen inszeniert sind, unbedingt besuchen: hochrangige Akteure, häufig von der Mailänder Scala, wegen fehlender Drehbühne 4 stündige Inszenierung, auch nicht ganz billig, ca. 30 -50 Euro pro Person). Schöner Markt, viele Geschäfte, einige Banken. Links ab zweigt eine Straße ab nach Xlendi, ein Ferienort am gleichnamigen Fjord. Kurz vor Xlendi sieht man rechts eine Waschstelle, an der einige alte gozitanische Frauen heute noch die Wäsche waschen. Der Straße folgend, finden Sie auf der linken Seite „La Grotta“, die In-Disco von Gozo, in einer Höhle. In Xlendi kann man gut essen, gut schwimmen und tauchen (Basis vor dem Hotel St. Patrick) und Leute/das Meer beobachten. Hier gibt es das sauberste Wasser des Mittelmeeres. An der dem St. Patricks Hotel abgewandten Seite der Bucht, dort wo die Fischerboote anlanden, gibt es ein gutes Fischrestaurant. Dort geht eine Treppe hoch, die dann in einen Weg einmündet auf den Felsen mit einer tollen Sicht auf Xlendi. Achtung: der Weg ist nicht einfach zu finden! Alternativ am Hotel Xlendi die Straße hoch steigen zum Xlendi Tower, auch dort super Aussicht!

Inland Sea, GozoUnbedingt über San Lawrence zur Westküste nach Djewra fahren: Fungus Rock als Blockfelsen im Meer, Azure Window als Felsentor im Meer, Inland Sea. Mit einem der Boote dort durch die Höhle auf das Meer fahren, kleine orangene Korallen gibt es dort zu sehen!! Wenn es nicht zu heiß ist und Lust besteht: hinter dem Fungus Rock am Meer entlang, durch ein Tal hindurch, die Straße hoch links an den Steinbrüchen vorbei den Berg hinaufwandern. Oben liegt ein kleiner Teich. Dort rechts abbiegen, dem Weg Richtung Westen folgen bis zur Südwestspitze der Insel. Danach etwas recht halten und hinter dem Hügel hat man einen Traumblick auf die Bucht mit Azure Window, Fungus Rock. Achtung: Bevor Malta in die EU kam, war hier ein Vogelfanggebiet. Alte Netze liegen noch hier, evtl. gibt es noch dem Touristen gegenüber aggressive Vogelfänger. Nicht einschüchtern lassen! Der Weg vom Fungus Rock aus: ca. 90 Minuten, zurück den gleichen Weg in ca. 60 Minuten, da es nur bergab geht. Wenn es heiß ist sollten Sie diese Wanderung nicht unternehmen: es besteht die Gefahr des Sonnenstichs!

Von Victoria geht es nach Norden – hinter dem Ortsausgang rechts das Top-Restaurant von Gozo, das französiche Restaurant Ta Frenc, hier besonders gut das maltesische Nationalgericht „Kanninchen in Weinsoße“, nach Marsalforn, dem neben Xlendi weiteren Ferienort am Meer. Weltklasse-Capuccino im Calypso Hotel auf der Terrasse, zuzüglich der kleinen cheese cakes oder anderer Gebäckteilchen. Etwas weiter links vom Hotel geht eine Treppe hoch auf eine Straße, die parallel zum Meer bis an die Nordspitze der Bay geht. Dort liegt ein schneeweißer Felsen, man kann dort schwimmen gehen – keine Duschen! – dort beginnt der Küstenwanderweg nach rechts, abschüssig 200 Meter über dem Meer. Nur für Schwindelfreie! Spätestens an einer Senke mit Gebüsch muss man wieder umkehren, ein Erdrutsch hat danach den Weg unterbrochen! (Hin- und zurück vom Felsen ca. 90 Minuten) In Marsalforn gibt es einige urige Bars für den Abend.

Neben dem unübersehbaren Dom von Xewkija, der dritthöchsten Kuppelkirche Europas, ist auch die Wallfahrtskirche Ta Pinu eine sakrale Sehenswürdigkeit, – zu finden an einer Stichstraße rechts abgehend von der Straße Victoria – Inland Sea.

VallettaVon Victoria nach Mgarr fahrend (Achtung viele Traber prüfen auf dieser Straße die Schnelligkeit ihrer Pferde!) geht es recht bald links Richtung Xhagra zu den Gigantija Tempeln, DIE archäologische Sehenswürdigkeit auf Gozo! Behausungen in merkwürdigen Rundformen, recht gut erhalten, wohl die ältesten von Menschen errichteten Bauwerke! Ein Muss!!

Durch Xhagra („Schara“) hindurch, – eine zweite Straße kommt von Nadur her – erreicht man die Ramla Bay, die schönste Sandbucht des gesamten Inselstaates, nur verschandelt durch einige Imbissbuden und Toiletten. Hier kann man auch Kinder schwimmen lassen. An der linken Seite, vom Strand auf das Meer schauend, geht eine steile Treppe an einer verlassenen Villa vorbei auf die dort oben befindliche Straße. Dort ist die Calypso-Höhle, in der Odysseus 7 Jahre mit diversen Nymphen verbracht haben soll. Klasse Blick in die Höhle und auf das Meer!

Joe Xuereb, ein Bildhauer, der unweit der Kirche von Ghajnnsieliem („Einsieliem“), kurz vor der Talfahrt nach Mgarr sein Atelier hat und gerne seine Arbeitsweise zeigt (definitiv KEIN Kaufzwang) hat die Formen von Gigantija auf seinen Ausstellungen weltweit bekannt gemacht. Ein sehr netter Mensch, der sich auf Ihren Besuch freut! Im Ort kennt ihn jeder, seine „sculpture gallery“ ist ausgewiesen.

Vom Hafen Mgarr aus bietet sich ein Ausflug in die Blaue Lagune auf der Nachbarinsel Comino am Nachmittag an, (besseres Licht für die türkisfarbenen Wasserfarben), – trotz der vielen anderen Besucher!

VallettaEin Muss: ein Tagesausflug zur Hauptstadt Valletta, mit rechteckigen Straßenzügen von den Johannitern als Festung im größten Naturhafen der Welt erbaut (Hafenrundfahrt von Sliema aus z.B. mit Captain Morgan. Bus vom Valletta Rondell vor dem Stadttor oder von der Gozo Ferry aus). St. Johns Co-Kathedrale, die Kathedrale der Johanniter, aus denen später die Splittergruppe der Malteser hervorging, nicht weit davon an der Hauptstraße Republika Street, das Cafe Cordina auf dem riesigen Platz, der Treffpunkt für Jung und Alt. Alleine in Valletta könnte man eine Woche mit Besichtigungen verbringen. Überall sind Aussichtspunkte auf den tollen Naturhafen und die vielen dort liegenden Kreuzfahrtschiffe. An- und Abreise von Gozo nach Valletta: ein großes Schiff führt dreimal wöchentlich von Mgarr Hafen nach Sa Maison am Ende der Halbinsel, auf der Valleta liegt. Von dort 5 Minuten mit dem Bus bis zur Endstation Valletta vor den Stadttoren. Fahrtzeit: 90 Minuten an der Nordküste entlang. Alternativ: nach dem Übersetzen von Gozo nach Cirkewwa am Nordwestende von Malta den Bus nach Valletta nehmen. (Fahrtzeit: 90 Minuten) Achtung: wenn man eine Hafenrundfahrt machen möchte, muss man mit dem Bus nach Sliema fahren, an die Seepromenade zu Captain Morgan oder einem der vielen anderen Anbieter. Dort startet und endet die Fahrt. Von Valletta aus fahren alle 10 Minuten Busse nach Sliema, von dort dann via St. Pauls Bay nach Cirkewwa, Gozo Ferry, dann übersetzen nach Mgarr. Bei Bus-Abfahrt von Cirkewwa aus bitte den Busfahrer fragen, ob er über Sliema fährt, ggf. in St. Pauls Bay umsteigen. Busfahren auf Malta ist billig, ein Tagesticket für die ganze Insel kostet ca. 3 Euro. Die Bus-Gesellschaft „Arriva“ ist eine 100prozentige Tochter der Deutschen Bahn!

Ich wünsche viel Spaß und eine interessante Zeit auf meiner Lieblingsinsel im Mittelmeer: Ghawdex („Audesch“), wie die Einheimischen Gozo nennen!

WordPress › Fehler

Es gab einen kritischen Fehler auf Ihrer Website.

Erfahren Sie mehr über die Problembehandlung in WordPress.